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16. bis 18. März - Ausstellung in Hamburg


Die Sammlung zu "Schizophrenie und Kunst" der Familie Breitbart wird vom 16. bis 18. März 2018 in Hamburg ausgestellt.

Ort: Fabrik der Künste, 20537 Hamburg, Kreuzbrook 10/12, www.fabrikderkuenste.de

Vernissage: 16. März 2018, 18:00 Uhr
Öffnungszeiten: am 17. und 18. März 2018: 11:00 – 18:00 Uhr

Der Zusammenhang zwischen Geisteskrankheiten und Genialität wird schon in der Antike von Philosophen, Dichtern und Literaten –Platon 427-347 v.Chr., Demokrit 460-370 v.Chr.- immer wieder hervorgehoben.

1884 beschreibt der Turiner Psychiater Cesare Lombroso in seinem Buch „Genio e follia“ (Genie und Irrsinn) den Wahnsinn als Quelle außergewöhnlicher künstlerischer Begabung.

Der französische Psychiater Paul Meunier (Pseudonym: Marcel Réja) würdigte in seinem Buch „L‘art chez les fous“ (Die Kunst der Verrückten) die Werke seiner Psychiatrieinsassen, sowohl unter diagnostischen, als auch unter ästhetischen Gesichtspunkten.

Erst die Veröffentlichung der Bücher „Ein Geisteskranker als Künstler“ von Walter Morgenthaler, 1921 und „Bildnerei der Geisteskranken“ von Hans Prinzhorn, 1923, trafen den damaligen Zeitgeist und wirkten gesellschaftlich verändernd.

Die durch die emotionale Anmutungsqualität der so veröffentlichten Bilder jahrzehntelanger Anstaltsinsassen erzeugte geheimnisvolle Anziehungskraft, inspirierte Künstler, wie Paul Klee, Oskar Schlemmer, Pablo Picasso, Alfred Kubin und beeinflussten auch Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner. Es finden sich z.B. direkte Bezüge in den Arbeiten von Max Ernst zu den Werken der von Prinzhorn vorgestellten Psychiatrieinsassen-Künstler.

Diese Außenseiter-Kunst wurde mit ihrer „ursprünglichen Ausdruckskraft“ als eine unverfälschte Kunst, frei von allem akademischen und bildungsbürgerlichen Ballast empfunden.

Bis zur Psychiatriereform in der Bundesrepublik Deutschland 1971 – 1975, wurden Geisteskranke, der sich bis dahin entwickelten Wohlfahrtspolitik folgend, im Sinne der klassischen „Wegsperrtradition“ in psychiatrischen Krankenhäusern, psychiatrischen Anstalten/Irrenanstalten, außerhalb der Ballungszentren der Bevölkerung und getrennt von den Krankenhäusern aller übrigen medizinischen Disziplinen interniert. Seit der Psychiatriereform ist ein zunehmend offener, gesellschaftlicher Diskurs mit der Kunst Schizophrener möglich. Die weiterführende wissenschaftliche Bearbeitung und Entwicklung der vielen Leitsymptome einer Schizophrenie und die Entwicklung neuer Psychopharmaka ermöglichen vielen Geisteskranken heute eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

In der Ausstellung „Schizophrenie & Kunst“ werden aus dem Nachlass von Rüdiger H. Breitbart über 250 Werke themenbezogen gezeigt.

Rüdiger H. Breitbart wurde am 30.03.1941 in Kolberg geboren und verstarb am 24.06.2002 in Westerstede.

Die ersten Zeichen der Schizophrenie Erkrankung zeigten sich schon im 16./17. Lebensjahr – hier beginnt auch seine schöpferische Kreativität. Im Gegensatz zu den künstlerischen Arbeiten der jahrzehntelangen Psychiatrieinsassen, handelt es sich bei der Kunst von Rüdiger H. Breitbarts um spontane Arbeiten in der Zeitspanne von 1956/1957 bis ca. 1975 der Entwicklung seiner Schizophrenie. Rüdiger H. Breitbart war nur gelegentlich stationär, eine Behandlung fand nur sporadisch statt.

Aus dieser besonderen Situation heraus, gelingt es Rüdiger H. Breitbart durch seine Werke den Betrachter an den Rand seiner bizarren Lebenswelt mitzunehmen. Der Betrachter bekommt hierdurch eine Ahnung der Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz, er spürt das verzweifelte Ringen des Erkrankten, sein verlorenes Selbst und seine alte Ordnung wiederzufinden.